Stolpersteine erinnern an Pogrome in Schleswig-Holstein
Der 9. November 1938 gehört wohl zu den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 überzogen die Nationalsozialisten die jüdischen Bürger Deutschlands erstmals systematisch und in aller Öffentlichkeit mit Terror. Sie ermordeten und misshandelten jüdische Bürger, steckten Hunderte von Synagogen und Gebetshäuser in Brand, zertrümmerten die Schaufenster jüdischer Geschäfte und demolierten Wohnungen. Tausende Menschen wurden im Zusammenhang mit diesen Ereignissen in Konzentrationslager verschleppt – auch aus Dithmarschen. Sogenannte Stolpersteine erinnern heute an die Opfer der Nationalsozialisten. Auf knapp zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten stehen Name und Lebensdaten der Opfer. Erdacht hat die Stolpersteine der Kölner Künstler Gunter Demnig. Er wollte den Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten zu Nummern degradiert und ermordet wurden, ihren Namen und damit die Erinnerung an sie zurückgeben.
Putzen gegen das Vergessen
Seit 1978 wird der 9. November auf Bundesebene als offizieller Gedenktag an die Pogrome der Nazis mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. So verabreden sich auf Initiative der Heider Stiftung gegen Extremismus und Gewalt jedes Jahr Institutionen, Gruppen oder Schulklassen zum Putzen, um die Stolpersteine wieder zum Glänzen zu bringen. In diesem Jahr findet die Putzaktion mit einer Gruppe des Gymnasiums Heide-Ost statt. Sie beginnt am 9. November um 16 Uhr vor dem ehemaligen Geschäfts- und Wohnhaus der Familie Stillschweig, der heutigen Scheller Boyens Buchhandlung. Hier wuchsen die vier Geschwister Frieda, Martha, Gertrude und Dagobert auf, die alle im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurden. Weiter geht es dann zu den Stolpersteinen von Lilly Wolf vor der Klaus-Groth-Schule, Emil Schmeckel in der Kreuzstraße und Erich Böhlig am Wulf-Isebrand-Platz.
Fernseh-Sendung mit Außen-Schaltungen aus Heide und Friedrichstadt als Livestream
Aufgrund der aktuellen Coronasituation sendet das Kulturforum Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für Politische Bildung und dem Offenen Kanal eine Fernseh-Sendung mit dem Titel „9. November 1938 – Pogrome in Schleswig-Holstein spiegeln sich auf Stolpersteinen“.
In fünf Live-Schaltungen und fünf vorproduzierten Einspielungen aus zehn Orten in Schleswig-Holstein – unter anderem aus Heide und Friedrichstadt – wird auf der Grundlage ausgewählter Stolpersteine über die Geschichte jüdischer Familien nach dem 9. November 1938 berichtet. Die Gesprächspartner sind jeweils die örtlichen Initiativen, die sich um die Stolpersteine kümmern und in unterschiedlichster Form Veranstaltungen durchführen.
Im Studio des Offenen Kanal wird es in zwei Blöcken begleitend eine Gesprächsrunde geben, an der der Beauftragte für jüdisches Leben und Antisemitismus, Peter-Harry Carstensen, Victoria Ladyshenski, Geschäftsführerin der jüdische Gemeinde Kiel und Region, und der Landesbeauftragte für Politische Bildung, Dr. Christian Meyer-Heidemann, teilnehmen werden. Dabei wird es thematisch um die Reichspogromnacht und die Folgen, aber auch um die heutige Situation und das Jubiläum im nächsten Jahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gehen.
Die Sendung ist in Dithmarschen und Nordfriesland am 9. November ab 20 Uhr über den Livestream von Kiel TV zu sehen.