Fenster zur Familie – Offener Kanal Schleswig-Holstein ermöglicht Heimbewohnern, über Tablets in Kontakt mit Angehörigen zu bleiben
Die derzeitige Corona-Krise trifft gerade die ältere Generation in Pflege- und Betreuungseinrichtungen besonders hart. Veränderte Verhaltensregeln wie Zugangsbeschränkungen und Kontaktverbote sollen einerseits die Bewohnerinnen und Bewohner, andererseits auch die Pflegekräfte schützen. Sie könnten aber auch dazu führen, dass die Erhaltung der Gesundheit mit Isolation und Einsamkeit der Pflegebedürftigen bezahlt wird.
Diese Situation ist für alle Beteiligten nicht einfach. Um trotz dieser Einschränkungen den direkten Kontakt zwischen Angehörigen und Heimbewohnerinnen und -bewohnern aufrecht zu erhalten hat der Offene Kanal Schleswig-Holstein (OKSH) mit organisatorischer Unterstützung der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein das Projekt „Fenster zur Familie“ ins Leben gerufen.
„Social Distancing muss nicht in der völligen Isolation enden“, weiß OKSH-Leiter Peter Willers. An den vier Standorten in Kiel, Lübeck, Flensburg und der Westküste verleiht der Bürgersender kurzfristig jeweils fünf bis acht Tablets kostenlos an Pflege- und Seniorenwohneinrichtungen, auf denen eine App vorkonfiguriert ist, mit denen die Heimbewohnerinnen und -bewohner mit ihren Angehörigen per Videotelefonat kommunizieren können. Die Pflegefachpersonen sind dabei als Vermittlerinnen und Vermittler tätig – erforderlich vor Ort in der Einrichtung ist ein WLAN-Zugang.
„Ein Telefonat mit Bild hat eine größere emotionale Wirkung als ein reiner Anruf“, so Willers. „Das Gefühl von Nähe wird verstärkt, was auch einen positiven Effekt auf die Stimmung hat. Unmut darüber, den Kontakt zu den Liebsten zu verlieren, kommt nicht so schnell auf.“
„Wir wissen, dass die derzeitige Situation belastend für Pflegebedürftige und Angehörige ist,“ ergänzt Jan Dreckmann, Pressesprecher der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein. „Daher unterstützen wir das Projekt ‚Fenster zur Familie‘ – Gemeinsam und digital schaffen wir das!“
Um sowohl Angehörige als auch Pflegekräfte in der Bedienung technisch zu unterstützen bietet der Offene Kanal SH eine Videosprechstunde an. Weiterhin stehen auf der Webseite des OKSH unter https://www.oksh.de/mk-fuer-senioren/fenster-zur-familie Tutorials zum Download zur Verfügung, die in einzelnen Schritten z.B. den Angehörigen dabei helfen, die für das Videotelefonat benötigte App auf dem eigenen Smartphone oder Tablet einzurichten. Gibt es Probleme bei der Anwendung in der Betreuungseinrichtung, kann das Tablet durch den OKSH bei Bedarf auch aus der Ferne gewartet und bedient werden.
In einem ersten Schritt spricht der Offene Kanal SH vor allem kleinere Pflege- und Betreuungseinrichtungen an, da es dort einfacher ist, eine kontinuierliche Ansprechperson für das Projekt zu finden. Im Lichthof Husby bei Flensburg macht das Tablet schon seit einiger Zeit die Runde und wird bei Angehörigen und Bewohnern sehr gut angenommen.
Interessierte Senioreneinrichtungen und Angehörige finden alle Informationen und den Kontakt zu den örtlichen Ansprechpartnern unter https://www.oksh.de/mk-fuer-senioren/fenster-zur-familie.
Titelbild-Unterschrift: Live-Gespräch mit Brigitte Haß, die im Lichthof Husby bei Flensburg, einer Hausgemeinschaft für Menschen mit demenziellen Erkrankungen, lebt. (Foto: OKSH)
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