Gustav Jenner – Porträt eines norddeutschen Komponisten
Der Komponist Gustav Jenner gilt als einziger echter Schüler von Johannes Brahms und Autor zahlreicher Lieder nach den Dichtern Theodor Storm und Klaus Groth. Schon lange beschäftigt sich der in Flensburg geborene und in Husum aufgewachsene Bassbariton und Gesangsprofessor Ulf Bästlein mit dem Oeuvre des lange in Vergessenheit geratenen Werkes des norddeutschen Komponisten, der 1865 in Keitum auf Sylt geboren wurde. Beispielsweise standen die Kompositionen Jenners in den letzten Jahren immer wieder im Mittelpunkt der Konzertabende der jährlichen Meisterkursen Liedkunst im Schloss vor Husum. Der frühe Tod Jenners im Alter von 54 Jahren im August 1920 verhinderte vermutlich eine dauerhafte Anerkennung seines Werkes.
Dabei hatte sich der Dithmarscher Heimatdichter Klaus Groth schon früh für den jungen, hochbegabten Musiker eingesetzt. Auch Theodor Storm hatte sich bereits 1884 beeindruckt über den jungen Musiker geäußert, der ein gern gesehener Gast in seinem Hanerauer Alterswohnsitz wurde. Groth arrangierte geschickt ein Treffen zwischen Jenner und Johannes Brahms und sammelte Geld, um dem jungen Komponisten das Studium bei seinem Freund in Wien zu ermöglichen. Später wurde Jenner auf Empfehlung von Brahms und Groth zum Universitätsmusikdirektor in Marburg ernannt, wo bis zu seinem Tod zahlreiche Kompositionen entstanden, darunter über 150 Lieder, diverse Chorwerke sowie Instrumentalwerke für verschiedene Besetzungen.
Auf ihrem gerade erschienen Album „Lieder von Gustav Jenner“ (Naxos Verlag) präsentieren Sänger Ulf Bästlein und Pianist Charles Spencer eine repräsentative Auswahl der Werke des Komponisten, darunter zahlreiche Weltersteinspielungen, und weisen eindrucksvoll nach, wie hoch die Qualität der Kunstlieder des Spätromantikers von der Insel Sylt anzusetzen ist.
Anlässlich des 100. Todestages des Norddeutschen Komponisten senden die Radiosender des Offenen Kanals Schleswig-Holstein am 29. August um 18 Uhr ein Radiofeature aus Texten und Interviews mit Bästlein, dem Wesselburener Historiker Hargen Thomsen von der Hebbel-Gesellschaft Schleswig-Holstein und der Hamburger Autorin Susanne Bienwald untermalt von Musik Gustav Jenners.