Stormtagung 2014 auf Westküste FM
Vom 12. bis zum 14. September 2014 fand in Husum die alljährliche Internationale Tagung der Theodor-Storm-Gesellschaft statt.
Sie stand unter dem Motto „Mord und Totschlag bei Theodor Storm“.
Der Offene Kanal Westküste hat die Veranstaltung mitgeschnitten und sendet die Aufzeichnung ab dem 26. Oktober an vier Sonntagen jeweils ab 14 Uhr in seinem Programm.
Den Auftakt macht die Vergabe des Theodor-Storms-Preises der Stadt Husum. Verdient macht sich dafür, wer die Leistungen des Dichters für eine breite Öffentlichkeit neu erschließt. Dies ist Tilman Spreckelsen mit seinem Kriminalroman Nordseegrab, der 2015 im S. Fischer Verlag erscheinen wird, gelungen.
An den kommenden zwei Sonntagen hören Sie zur gleichen Zeit weitere Mitschnitte der Storm-Tagung. Unter anderem drei Vorträge vom Vormittag des 2. Tagungstages.
Zunächst stellt der Präsident der Theodor-Storm-Gesellschaft, Heinrich Detering, Herman Bangs packende psychologische Kriminalstudie "Eine sonderbare Geschicht"e vor. "Woher kommen unsere Beschlüsse? Von wo gehen unsere Handlungen aus?" lauten die Fragen, von denen Bang ausgeht.
Die anschließenden Vorträge zeigten dann die Literaturwissenschaftler selbst als Detektive und Spurensucher: So stellte Valérie Leyh aus Lüttich die Verbindung von Mord und Gerücht in Storms Novelle Renate vor; Gideon Haut aus Karlsruhe widmet sich der Schuldfrage des Protagonisten aus. Ein Doppelgänger vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Kriminologiediskurses.
Den Festvortrag über „Storms Leichen und jene, die über sie gehen“ hielt der Zürcher Literaturprofessor Philipp Theisohn, der seinen Vortrag mit der Pointe schloss: "Wir selbst, die Leser, sind es, die über Storms Leichen gehen."
Bei der Mitgliederversammlung verwies Heinrich Detering auf die erfreuliche Bilanz der gestiegenen Mitgliederzahlen: So verzeichnet die Theodor-Storm-Gesellschaft im vergangenen Jahr 45 neue Mitglieder, im vorhergehenden Jahr waren es sogar 60 neue Mitglieder. Dies sei auf die engagierte Politik des Sekretärs Christian Demandt zurückzuführen.
Den letzten Tagungstag rundeten Vorträge zu neuen Veröffentlichungen zum Schimmelreiter ab. Gerd Eversberg gelang es mit der Vorstellung seiner historisch-kritischen Edition, einen Bogen von der Edition zur Interpretation zu schlagen und damit wiederum einen Täter zu entlarven: Unter dem Einbezug der Esche als Leitmotiv sieht er das Versagen von Elke als Frau und Mutter verantwortlich für den Untergang der Familie des Deichgrafen.
Uwe Jess stellte die in seinem Verlag erschienene Graphic Novel von Ute Hembold vor, die die düstere Atmosphäre des Schimmelreiters in beeindruckende Illustrationen umsetzt und bereits großen Zuspruch von Wissenschaftlern und Künstlern wie etwa dem Schriftsteller Uwe Tellkamp erhielt. (Text: Ute Walte)