Schleswig-Holstein erinnert an das Kriegsende und die Befreiung vom Nationalsozialismus
Der 8. Mai wurde vom schleswig-holsteinischen Landtag erstmalig zum Gedenktag erklärt. Dies nahm der OKSH zum Anlass für eine Live-Sendung bei Kiel-TV, die er gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung und dem Kulturforum SH e.V. organisierte. Mit Gesprächen im Fernsehstudio, eingespielten Beiträgen und Live-Schaltungen zu Erinnerungsorten im Land beleuchtete Moderator Wolfgang Röttgers verschiedene Aspekte zur Erinnerungskultur.
(1) Für die schleswig-holsteinische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Karin Prien, ist der 8. Mai „… der Tag der Befreiung, der Tag eines anderen Deutschlands, in dem die Menschenwürde im Zentrum steht“, wie sie im Studiogespräch deutlich machte.
(2) Bei einer anschließenden Live-Schaltung zu Gedenkstätte Gudendorf interviewte der Leiter des OK Westküste, Andreas Guballa, die Historikerin Verena Meier, die sich intensiv mit der Erforschung der hier befindlichen Gräber von sowjetischen Kriegsgefangenen beschäftigt. „Es ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft, die Namen der Verstorbenen zu rekonstruieren und zu sagen, wer hier wirklich bestattet liegt, und wie viele“, so Meier, die bisher etwa ein Fünftel der Opfer identifizieren konnte.
(3) Angelika Remmers vom Dokumentationszentrum des Marineartilleriezentrums in Wahlstedt erklärte, wie das Industrieareal Wahlstedts zu Kriegszwecken errichtet und betrieben wurde. In der Munitionsfabrik wurden Zwangsarbeiter aus halb Europa eingesetzt.
(4) Aus Heikendorf war Günter Jesumann zugeschaltet, der von der Gefahr berichtete, die von in der Ostsee verklappter Kriegsmunition ausgeht. Der Marinehistoriker Dr. Dieter Hartwig erläuterte die Rolle Schleswig-Holsteins als Rückzugsort der letzten Reichsregierung von Admiral Dönitz und diversen SS-Funktionären: „Die waren alle von Dönitz gedeckt, mit Ausweisen, mit … Uniformen unterer Dienstgrade … ausgestattet worden vom Polizeipräsidenten, der natürlich auch ein SS-Mann war.“
(5) An die noch nach Kriegsende wegen Fahnenflucht vollzogene Exekution von drei Matrosen an der Geltinger Bucht erinnerte Dr. Jan Schlürmann, und führte weiter aus: „Wir wissen, dass ungefähr 150 andere junge Männer auch hingerichtet wurden wegen des Vorwurfs der Fahnenflucht in dieser Zeit… Der lange Schatten dieses Tages wirkt bis heute nach.“
6) Vom Kieler Flandernbunker meldete sich Initiator Dr. Jens Rönnau. Eine dort zur Zeit tätige Praktikantin berichtete über die Dauerausstellung, Führungen und das dort angesiedelte Zeitzeugenprojekt. Schülerpraktikant Aaron Schack fand es wichtig, „dass man sich der Grausamkeit und Brutalität des Krieges und der Nazizeit bewusst ist.“
(7) Hier knüpfte der Landesbeauftragte für politische Bildung, Dr. Christian Meyer-Heidemann, an; die Verzahnung zwischen Gedenkorten und Schulen müsse stetig weiterentwickelt werden. Dazu lief ein Video-Einspieler aus Neustadt in Holstein, in dem die schulübergreifende Erinnerungsarbeit zum Untergang der Cap Arcona dokumentiert wurde.
Als Fazit appellierte Meyer-Heidemann an das Publikum, die vorgestellten Orte zu besuchen. Derzeit werde die nächste Sendung „SH erinnert“ für den 1. September 2021 geplant, in der nebem dem Gedenken an den Überfall auf Polen die Unterdrückung freier Kultur in der NS-Zeit thematisiert werden soll.
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