Lübecker Rapper-Szene sendet im OK
Angefangen hat alles mit dem „Eritreer“
Musie Khasay, der von sich behauptet „immer unterwegs“ zu sein.
Er hatte die Idee einer Sendung für die Lübecker
Rapperszene im Offenen Kanal. So war das erste Projekt aus der Taufe
gehoben und das Dreamemotion-Inputradio ging im Oktober 2009 mit
einer wöchentlichen Sendung „on air“. Seit dem sind viele
Hip-Hop-Gruppen seinem Beispiel gefolgt. Sei es DJKirst, Banause,
Shaggie Schween, Bassbart oder wie sie alle heißen. Alle haben
den Offenen Kanal als Plattform für ihre spezielle Musik
entdeckt. Dabei ist alles handgemacht: Die Musik, die „beats“
entstehen an der heimischen Soundmaschine, gerappt wird dann mit
eigenen Texten auf den „beat“ im Ok-Lübeck-Studio. Zugegeben
Hip-Hop-Texte sind oft derbe und drücken alles etwas
dramatischer aus, als die Protagonisten es im Innersten empfinden.
Etwas „dirty“ müssen die Texte schon sein um als echter
Hip-Hop durchgehen zu können.
"Von Zeit zu Zeit muss man schon
etwas bremsen, wenn die Texte zu hart werden", sagt Michael
Luppatsch, der Leiter des OK Lübeck. "Da haben wir aber ein
Ohr drauf und versuchen das in der Bahn zu halten, damit niemand
denunziert wird."
Entstanden ist der Hip-Hop in den
80er-Jahren in den Slums Amerikas als Alternative zur handgreiflichen
Gewalt. In den „battles“ bekriegen sich die Gegner mit Wortgesang
und nicht mehr mit den Fäusten. Die Welle ist längst nach
Deutschland übergeschwappt. Hoch im Trend ist deutschsprachiger
Hip-Hop einschlägiger Interpreten von Sido bis Bushido. Bushidos
persönliche Geschichte erreicht jetzt als Kinofilm junge
Menschen.
Zurück in Lübeck: Sascha
Gottschalk hat für den Samstag die „56boyz“ ins Studio
geladen. In seiner Sendung stellt er junge Leute mit ihren Texten
vor. „Sabro und Caylo, wie seid ihr dazu gekommen Rap zu machen?“,
stellt er die erste Frage. Sabro ist erst kurz dabei. Gelernt hat er
das Rappen von Caylo seinem Cousin. Eigentlich wollten sie einfach
mal sagen, was sie so bewegt, erzählen die beiden. „Wenn
andere nicht zusehen, schau hin!“ heisst die „hook“, der
Refrain, im ersten Song der beiden Jungrapper Caylo und Sabro. Es
geht um Gewalt in der Famile, Ausweglosigkeit, HartzIV, und trotzdem
ist ihr Credo „Stell Dich den Problemen und gib nicht
auf!“
Inzwischen haben sie ihren ersten Auftritt in der
„Reimbar“ im Lübecker Jugendzentrum Burgtor hinter sich. Das
Burgtor ist auch enger Kooperationspartner des
Dreamemotion-Inputradios im Offenen Kanal. Sascha Gottschalk macht
dort ein Praktikum, den Jugendgruppenleiterschein hat er kürzlich
beim CVJM gemacht und sein Ziel ist jetzt die Ausbildung zum
„sozialpädagogischen Assistenten“, vielleicht an der
Dorothea-Schlözer-Schule. So hat ihm das Engagement im Offenen
Kanal eine neue berufliche Perspektive gegeben.