Ohne umfangreiche Medienkompetenzen sind weder Vermittlungskompetenzen noch deren Vermittlung umsetzbar. Gleichzeitig erfordern Vermittlungskompetenzen eher solides Medien-Grundlagenwissen und die Fähigkeit, dies zu verallgemeinern, als Medien-Detailwissen.
2.1 Medienkompetenzen
Um Anderen Medienkompetenz vermitteln zu können, ist einerseits eine ausgeprägte, qualifizierte und auf die Zielgruppen orientierte eigene Medienkompetenz erforderlich, andererseits eine speziell auf Medien ausgerichtete Vermittlungskompetenz.
Die angemessene rezeptive und aktive Nutzung von Medien lässt sich durch sich ergänzende Kompetenzen beschreiben. Die Reihenfolge der Darstellung entspricht einer Zusammenführung der Modelle von Tulodziecki (Tulodziecki, G. u.a., Handlungsorientierte Medienpädagogik in Beispielen, Bad Heilbrunn, 1995, S. 23 ff.) und Theunert (Fred Schell, Elke Stolzenburg, Helga Theunert (Hrsg.), Medienkompetenz: Grundlagen und pädagogisches Handeln, München 1999)
Kompetenz | Ziel |
Sensibilisierungskompetenz | Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflüssen |
Sachkompetenz | Verstehen und Bewerten von Medienbotschaften |
Rezeptionskompetenz | Auswählen und Nutzen von Medienangeboten |
Partizipationskompetenz | Eigenes Gestalten und Verbreiten von Medien |
Interaktionskompetenz | Analyse und Einflußnahme
im gesellschaftlichen Kontext |
Gleichwohl lassen sich in der Praxis pädagogische Konzepte von verschiedenen Lernfeldern heraus erschließen.
- „Mediensoziologie“ folgert aus der Wirkung von Medien auf die Gesellschaft hin zu den Medien selbst.
- Die „rezeptive Methode“ bereitet durch eine Analyse von Medienwerken und deren mutmaßlicher Wirkung auf die Medienwelt vor.
- Die „aktive Medienarbeit“ schult die „Partizipationskompetenz“ um über eigene Produktionen von Medien deren Verständnisse insgesamt zu thematisieren.
- „Handlungsorientierung“ betrachtet die Produktion von Medien als eine Form der gesellschaftlichen Teilhabe.
In pädagogischen Einrichtungen hat sich die Orientierung auf Projektarbeit bewährt. Deswegen, aber auch wegen des erlebbaren Spaßes bei der Medienproduktion und der dadurch entstehenden Motivation sowie wegen der hohen Effektivität wird im Folgenden die Methode der „aktiven Medienarbeit“ bevorzugt.
2.2 Vermittlungskompetenzen
Mediendidaktik, also die Befassung mit der Vermittlung von Medienkompetenz, muss – will sie aktuell bleiben – das Bleibende im Auge behalten.
2.2.1 Aktive Medienarbeit
„Aktive Medienarbeit“ (s. 2.1) sichert die größte Effektivität bei medienpädagogischen Aktivitäten.
2.2.2 Theorie-Praxis Wechsel: „kleine Intervalle“
Zur Vermittlung von technischen Vorgängen wird am besten in einem kurzschrittigen Theorie-Praxis-Wechsel gearbeitet. Auf einen kurzen theoretischen Impuls erfolgt die Umsetzung der neuen Informationen an der Technik, mit der Software. Daraufhin erfolgt wiederum ein Impuls, der auf das frisch Gelernte aufbaut, mit erneuter Erprobung. Dieser schnelle Methodenwechsel muss gut vorbereitet sein, damit die Lernschritte sinnvoll aufeinander aufbauen.
2.2.3 Die Lernenden und deren Lebenswelten richtig einschätzen
Das Umfeld der Lernenden, deren Interessen und Bedürfnisse, deren Herkunft, deren Vorwissen, deren Medienerfahrungen – alles dies ist notwendig zu wissen, bevor Medienlernen einsetzt. Diese „Anamnese“ steht am Anfang eines jeden Medienlernprozesses und wird deshalb sinnvoller Weise mit ersten Mediennutzungen verbunden.
2.2.3 Die Lernenden und deren Lebenswelten richtig einschätzen
Das Umfeld der Lernenden, deren Interessen und Bedürfnisse, deren Herkunft, deren Vorwissen, deren Medienerfahrungen – alles dies ist notwendig zu wissen, bevor Medienlernen einsetzt. Diese „Anamnese“ steht am Anfang eines jeden Medienlernprozesses und wird deshalb sinnvoller Weise mit ersten Mediennutzungen verbunden.
2.2.4 Technik darf Inhalte nicht prägen
Obwohl Medienpädagogik Lernprozesse rund um Medien organisieren will und damit naturgemäß ein intensiver Technikeinsatz verbunden ist, darf doch die optische Dominanz der Technik nicht darüber hinweg täuschen, dass Technik letztlich nur ein Transportmittel für Inhalte ist. Nicht alles, was technisch möglich ist, macht inhaltlich Sinn. Insbesondere viele Softwarelösungen gehen weit über die Anforderungen auch fortgeschrittener Anwender hinaus und verlangen eine gestalterische Bescheidenheit, die es zu üben gilt.
2.2.5 Medienpädagogik braucht externe Inhalte
Genau wie Medien Inhalte brauchen, um überhaupt wahrgenommen zu werden, um überhaupt „gefüllt“ ihre digitalen Bahnen ziehen zu können, braucht jede medienpädagogigsche Aktivität Inhalte, um überhaupt durchgeführt werden zu können. Da bietet es sich an, entweder bei – beiläufigen Befassungen – ohnehin anstehende Inhalte zu erarbeiten oder aber – bei medienzentrierten Aktivitäten – theoretische Medienthemen (z.B. Medienwirkung) als Inhalt für medienpädagogische Prozesse zu wählen.
2.2.6 Die ewigen Themen
Mediendidaktik muss – will sie aktuell bleiben – das Bleibende im Auge behalten.
Bedeutung: Was sagt mir ein Mediendokument? Wie ist die Mediensprache?
Auswahl: Die Rezipienten müssen in der Lage sein, aus dem breiten Medienangebot das für sie Richtige und Wichtige auszuwählen.
Verifizieren: Die Rezipienten müssen erkennen können, welchen Wahrheitsgehalt ein Medienangebot hat.
Realitätsnähe: Die Rezipienten müssen erkennen können, ob und wie sich Realität und Medien unterscheiden. Wo ist die wahre Welt hinter den Medien?
Wirtschaftlichkeit: Die Rezipienten müssen erkennen können, ob sie sich das Medienangebot, das sie anspricht, auch leisten können.
Verflechtung: Die Rezipienten müssen wissen, wem ein Medium gehört, welches wirtschaftliche und politische Interesse hinter einer Medienbotschaft steht, wer einen Vorteil von der Verbreitung und Rezeption der Botschaft hat.
2.3 Curricularkompetenzen: Vermittlung der Vermittlungskompetenzen
Für diejenigen, die pädagogische Fachkräfte, in diesen Fall Erzieherinnen und Erzieher, ausbilden, bedarf es besonderer Curricularkompetenzen. Darunter ist die Fähigkeit zu verstehen,a) Medienkompetenz,
b) die Vermittlung von Medienkompetenz,
c) die Vermittlung der Vermittlung von Medienkompetenz,
einerseits als Methode und andererseits als Unterrichtsgegenstand an jeweils geeigneter Stelle einzusetzen.
Für die Vermittlung der Kompetenzen a, b und c sind dafür vorgesehene Unterrichtseinheiten erforderlich. Gleichzeitig ist der eigene Einsatz elektronischer Medien in allen anderen Unterrichtseinheiten durch den Vorbildcharakter der Lehrkraft auch ein Teil der Vermittlungsaktivitäten. Durch die Eigenschaft der Medien als Hülle ohne eigenen Inhalt ist insbesondere die Frage an elektronische Medien, wann sie und wann sie nicht eingesetzt werden, für zu Schulende ein prägendes Erlebnis. Zumindest sollten sich die vermittelte Theorie und die erlebte Unterrichtspraxis nicht widersprechen.
2.4 Ich-Kompetenzen
Aufgrund der Durchdringung des Alltags mit Medien ist jeder Erwerb von Medienkompetenz bei pädagogisch Tätigen zugleich eine Erweiterung der eigenen Lebensbewältigungskompetenz. Dies gilt einerseits für alle fünf unter 2.1 genannten Felder der Medienkompetenz, die neben einer Bewältigung des Pädagogischen auch eine andere Sicht auf den persönlichen Alltag mit sich bringen. Andererseits führt speziell die Medienvermittlungskompetenz zu einer außerordentlich reflektierten Sicht auf die Medien sowie auf die Mediennutzung und damit auch zu einer Veränderung der lehrenden und lernenden Persönlichkeit.